Reisen in und nach England

Für mich ist es das schönste Urlaubsland der Welt. Reisen in England bedeutet nette, hilfsbereite Leute, eine wunderbare Mischung aus Natur, Kultur und Aktion, moderates Klima und tolles Essen (hört, hört!). Und das liegt nicht nur daran, dass ich Englischlehrerin bin, auch mein Freund, der zu Beginn sehr skeptisch war, ist mittlerweile total begeistert.

In den letzten 30 Jahren haben wir das Land kreuz und quer bereist und finden doch immer einige Flecken, die wir noch nicht kannten und unbedingt sehen müssen.

Wegweiser Hadrians's Wall
Tolle Wanderungen in der Natur

Im Folgenden möchte ich praktische Tipps geben und auf einige Dinge aufmerksam machen, die man besser nicht macht. Des Weiteren findet ihr hier Vorschläge für 14-tägige Touren durch England:

Reisezeit und Wetter

Das Wetter in England ist dem deutschen Wetter recht ähnlich und extrem abhängig davon, wo man gerade ist. Der Osten ist generell wärmer und nach unserer Erfahrung regnet es dort auch weniger. Auch an der Südküste kann es im Sommer sehr warm werden und teilweise denkt man, man wäre an der Riviera. Insbesondere die Gegend um Torquay versprüht mediterranen Charme mit Palmen, blauem Meer und kleinen Buchten.  Die Kanalinseln, Devon und Cornwall – alle profitieren vom Golfstrom. https://www.england.de/grossbritannien/britisches-wetter

Wir fahren am liebsten Ende August/Anfang September und hatten bisher, abgesehen von dem einen oder anderen Regentag, immer gutes Wetter. Da wir begeisterte Coast Path Wanderer sind (https://www.nationaltrail.co.uk/england-coast-path), sind Temperaturen zwischen 20 und 25 Grad für uns optimal. Wir haben aber auch schon bei heißen 30 Grad auf Guernsey gebadet und in Norfolk am Strand gelegen.

Anreise

Wenn man wirklich etwas sehen will, sollte man mit dem Auto anreisen. Keine Angst vorm Linksverkehr – einfach den anderen Autos folgen und spätestens nach dem ersten Kreisverkehr (davon gibt es seeehr viele) kommt es einem beim Reisen in England so vor, als wäre man nie auf der rechten Spur gefahren.

Es gibt verschiedene Fährverbindungen, über die man schnell und bequem auf die Insel kommt.

Sabine Denker auf der Faehre, Hinreise von Calais nach Dover

Auf der Fähre

Für den Süden nehmen wir gerne die Fähre Dünkirchen-Dover. Dünkirchen liegt vor Calais, man fährt ca. 50 km weniger und ist ca. 1 Stunde länger auf der Fähre. So fängt der Urlaub eine Stunde früher an! Die Preise sind ungefähr gleich. Achtung – die Preise sind innerhalb der Woche bedeutend günstiger als am Wochenende. Wer also kann, sollte an einem Wochentag reisen. Die Fahrzeit beträgt 2 Stunden, da England jedoch im Sommer eine Stunde vor unserer Zeit ist, rechnet man nur 1 Stunde. Verschiedene Fährgesellschaften bedienen diese Route, am besten guckt ihr bei https://www.directferries.de, um einen direkten Vergleich zu haben.

Bild zeigt Sonnenuntergang auf der Reise zurück aus England von Hull nach Rotterdam

Rückreise Hull nach Rotterdam

Für den Südwesten gibt es noch weitere Routen, z.B. Le Havre oder Cherbourg – Portsmouth. Das ist allerdings eine relativ weite Anfahrt und man verpasst die schöne erste Strecke ab Dover.

Für Mittelengland (oder auch Wales) fahren wir Rotterdam – Hull mit der Nachtfähre. Sie fährt abends gegen 21 Uhr ab und ist am nächsten Morgen gegen 9 Uhr in England. Wenn man ein wenig die Preise vergleicht, kann man oft Angebote buchen, die ein Upgrade in eine Doppel-Außenkabine und/oder Frühstück beinhalten. Man kann abends Livemusik hören, oder in die Disko gehen, oder einfach auf Deck das erste Pint trinken und kommt am nächsten Morgen entspannt an.

Für Nordengland (und Schottland) ist die Route Amsterdam – Newcastle zu empfehlen, wiederum mit der Nachtfähre. Es gilt das Gleiche wie bei der Route Rotterdam – Hull.

Unterkünfte in England

Wie in jedem europäischen Land gibt es natürlich jede Menge Hotels in unterschiedlichen Klassen; bei kurzen Aufenthalten sollte man unbedingt in einem B&B (Bed and Breakfast) übernachten.

B&Bs gibt es ebenfalls in allen Sternekategorien, mit verschiedenen Zimmern und auch nur mit einem Zimmer. Wir mögen besonders die kleinen B&Bs, häufig sind die „landlords und landladies“ (Vermieter) in Rente und haben gerne Gesellschaft. Scheut euch nicht, sie nach Tipps für Unternehmungen, Restaurants und öffentlichen Nahverkehr zu fragen. Sie freuen sich immer über das Interesse ihrer Gäste und geben gerne Auskunft. Wer nun befürchtet, dass die Gastgeber aufdringlich sind oder die Privatsphäre ihrer Gäste nicht schätzen, täuscht sich. Sie sind immer offen und hilfsbereit, ziehen sich aber sofort zurück, wenn man allein sein möchte.

Je nach Geschmack kann man direkt vor Ort auf die Suche nach einem hübschen B&B gehen oder bucht schon vor der Reise ganz in Ruhe im Internet. Einfach den Ort und B&B in die Suchmaschine eingeben und man bekommt sofort einige Angebote gezeigt. Es eignen sich auch Websites wie https://bedandbreakfast.uk/ oder https://www.visitbritain.com. Wenn die Zimmer „ensuite“ angeboten werden, ist das Badezimmer direkt mit dem Zimmer verbunden, bei einem „private bathroom“ muss man schon mal den Flur überqueren.

Achtung – in England ist es immer besser, wenn man direkt beim Vermieter bucht. Der Preis ist gleich oder günstiger als in den großen Buchungsportalen und meistens werden auch die gleichen Konditionen angeboten, wie z.B. kostenfreie Stornierung bis kurz vor Reiseantritt. Das liegt daran, dass die Vermieter hohe Gebühren für ihre Listung in den Portalen zahlen und die kleineren Anbieter bei Direktbuchung diese Ersparnis an ihre Gäste weitergeben. Achtet schon vor der Buchung auf die Zahlungsbedingungen, in vielen B&Bs kann man nur bar bezahlen.

Ich rede hier ganz bewusst von „Gästen“ und nicht von Touristen oder Kunden. Überall in England fühlt man sich als Gast und wird auch so behandelt. Höhere Preise oder Touristenfallen, wie man sie aus einigen anderen Ländern kennt, gibt es in England nicht. Wenn man eine Mitfahrgelegenheit sucht, stellt man sich einfach mit einer Landkarte an die Straße und guckt verloren. Ganz sicher hält jemand an, und bietet seine Hilfe an. Dies gilt natürlich für die ländlicheren Gegenden und Kleinstädte – kann aber durchaus auch in den Großstädten passieren.

Self-catering

(= Selbstversorgung, also Ferienwohnungen oder Ferienhäuser) bietet sich für Reisen in England an. Hier gibt es alles: vom Cottage aus dem 16. Jahrhundert bis zur modernen Penthousewohnung. Viele dieser Unterkünfte werden nicht direkt vom Vermieter angeboten. Neben den gängigen https://de.airbnb.com und https://www.fewo-direkt.de, die nicht nur auf England spezialisiert sind, gibt es auch große englische Anbieter, wie z.B. https://www.sykescottages.co.uk oder https://www.classic.co.uk. Wir haben schon über beide gebucht und waren immer sehr zufrieden. Wenn man sich nicht sicher ist, welche Wohnung die bessere ist, einfach nachfragen.

Wohnen im Cottage, Bild zeigt eine unserer Wohnungen direkt an der Kueste, Reisen in England

Wohnen mit traumhaftem Ausblick an der Küste

Bettwäsche und Handtücher werden gestellt, Strom, Heizung und WiFi sind nahezu immer inklusive. Als Willkommensgeschenk findet man häufig eine Grundausstattung von Tee, Milch, Kaffee und oft auch eine gute Flasche Wein vor.

Worauf man achten sollte:

Es gibt nach wie vor einige Unterkünfte, in denen die Badewanne zwei getrennte Wasserhähne hat, einen für Kalt- und einen für Warmwasser. Falls man also nicht jeden Morgen ein Vollbad nehmen möchte oder seine Haare mittels eines Eimers waschen will, immer darauf achten, dass „shower“ oder „overhead shower“ angegeben ist. Ein normales „double bed“ ist in der Regel zwischen 1,30 cm – 1,40 m groß, für deutsche Verhältnisse also ziemlich klein. Viele Vermieter bieten auch „extra large double bed“ oder „king-size bed“ an, die eine Größe von 1,60-1,80 m haben.

Pubs – eine englische Institution

Pub steht für „public house“ und genau das ist er auch. Im Pub treffen sich Alt und Jung, Wanderer und Partyvolk, Arm und Reich und hier findet ein großer Teil des sozialen Lebens statt.

Viele Pubs sind uralt („oldest pub in England“ findet man in jeder zweiten Stadt) und fast alle sind gemütlich und versprühen englischen Charme. Wer sich schon im Voraus informieren will – es gibt viele Websites zu berühmten und populären Pubs mit vielfältigen Suchmöglichkeiten wie „hundefreundlich, mit oder ohne Spuk, bester Sonntagsbraten, größte Auswahl  an draught beer – der Phantasie sind keine Grenzen gesetzt, z.B. https://www.theguardian.com/travel/2018/oct/27/50-best-uk-pubs-sunday-lunch-craft-beer-history-dog-friendly

Getränke

Beim Bier unterscheidet man zwischen „draught“ oder „from the tap“ (gezapft) und „bottled“ (aus der Flasche). Die Auswahl an gezapftem Bier ist riesig, wenn man einfach „beer“ bestellt, sieht man am resignierten Gesichtsausdruck des Barmanns, dass schon einige Touristen zuvor in diesem Pub waren.

Es gibt lager (Pils), bitter (Altbier ähnlich) und ale (Starkbier) und von allen verschiedene Sorten. Man trinkt entweder ein pint (ca. 0,5 l) oder ein „half pint“ und gibt die Marke mit an, z.B. “A pint of Black Sheep and a half pint of Carling, please.“  Es empfiehlt sich immer nach “local beer” zu fragen, da es überall kleinere Privatbrauereien gibt, die hervorragendes Bier machen. Oder ihr guckt einfach, was die Einheimischen so trinken…

Abbildung eines Pint und half-pint zum Vergleich der Serviergroessen. Blick auf den Hafen von Whitby.

Welches darf es denn sein?

Wer kein Bier mag, wird von der großen Auswahl an Wein begeistert sein oder trinkt einen Cider (Apfelwein), den es auch aus dem Zapfhahn gibt. Cider ist besonders an heißen Tagen sehr erfrischend, aber bitte nicht mit Apfelsaft verwechseln, Cider hat 5,3% Alkohol!

Essen

Nahezu alle Pubs bieten den typischen „pub grub“ an, kleinere und auch größere Gerichte wie Burger, Fish and Chips, Lasagne etc. Berühmt ist der „Sunday roast“, den es fast ausschließlich Sonntags zur Mittagszeit gibt: verschiedene Braten mit Beilagen und dem berühmten „Yorkshire pudding“, der mit Pudding so gar nichts zu tun hat (https://de.m.wikipedia.org/wiki/Datei:Traditional.Sunday.Roast-01-cropped.jpg).

Essen und Trinken im Pub, Ein recht typisches Bild von gesundem vitaminreichem Essen

Ausgewogen, lecker und vitaminreich zugleich 😉 – falls es mal zu scharf wird ist der Feuerlöscher auch nicht weit

Gastropubs (Gaststätten mit restaurantähnlichem Speiseangebot) gibt es überall und sind sehr beliebt (https://www.britainsfinest.co.uk/restaurants/search/class/gastropubs). Achtet immer auf die Tafeln mit den daily specials und lasst auf jeden Fall noch Platz für Nachtisch, der in England hervorragend ist und oft lustige Namen hat, wie Eton Mess oder Spotted Dick.

Worauf man achten sollte:

Man bestellt an der Bar und zahlt sofort – erst dann sucht man sich einen Platz. Dies gilt sowohl für Getränke als auch für Essen. Es ist unüblich, dem Barmann Trinkgeld zu geben, was das Essen im Pub gegenüber den Restaurants noch attraktiver macht, da man so die obligatorische 10 – 15% Service Charge spart.

Sightseeing

Die Stadt York - eine Stadt im Norden von England am River Ouse Stadt York

Es gibt sowohl landschaftlich als auch geschichtlich so viel zu sehen, dass man sich entscheiden muss. Eine große Hilfe dabei  sind die verschiedenen Besucherpässe, die man schon im Vorfeld online kaufen kann. Neben Städtepässen wie dem London Pass (https://www.londonpass.de) oder Vergünstigungen für verschiede Grafschaften (https://yorkpass.com) lohnen sich insbesondere der English Hertitage Pass (https://www.english-heritage.org.uk/visit/overseas-visitors/) und der Pass des National Trust (https://www.nationaltrust.org.uk). Mit diesen Pässen bekommt man für einen gebuchten Zeitraum Ermäßigungen und/ oder freien Eintritt zu den größten Attraktionen des Landes.

Ruine der Abtei Rievaulx Abbey in der Nähe von Helmsley in North Yorkshire.

Abtei Rievaulx Abbey

Toller Ausflug zu Castle Howard in North Yorkshire, ein Herrensitz ca. 40 Kilometer nördlich der Stadt York

Castle Howard North Yorkshire

Ein riesiger Vorteil (vor allem bei den beliebtesten Attraktionen) ist das „jump- the-queue“ Recht. Als Passinhaber geht man an den langen Besucherschlangen vorbei und vermeidet so lange Wartezeiten. Lasst euch nicht von den Preisen einschüchtern – wenn man wirklich Lust und Zeit hat, sich Sachen anzuschauen, rechnen diese Pässe sich immer. Die Eintrittsgelder in England sind sehr hoch und machen einen nicht unerheblichen Teil der Reisekasse aus. Und nebenbei unterstützt man die Erhaltung und Pflege historischer und landschaftlicher Schönheiten.

Reisen in England nach dem Brexit

Für Privat- und Geschäftsreisende ändert sich relativ wenig: sobald sie sich nicht länger als sechs Monate in Großbritannien aufhalten ist kein Visum erforderlich.

Ab dem 30. September 2021 brauchen EU Bürger einen Reisepass, der noch mindestens sechs Monate gültig ist, der Personalausweis alleine reicht nicht mehr.

Da Großbritannien nicht länger an das EU Roaming Abkommen gebunden ist, können Telefonate, Datennutzung und SMS erheblich teurer werden. Bis auf Weiteres gelten jedoch die bisherigen Regeln.

Der deutsche Führerschein wird weiterhin anerkannt, ein internationaler Führerschein ist bisher nicht notwendig. Es wird allerdings empfohlen, die grüne Versicherungskarte als Nachweis der bestehenden Haftpflichtversicherung mitzunehmen.

Da das britische Pfund dem Euro gegenüber gefallen ist, kann man mit geringeren Ausgaben für Unterkunft, Essen und Einkaufen rechnen.

Sabine Denker