Hastings (Sussex)– Isle of Wight – Portsmouth (Hampshire) – Broadstairs (Kent), Vorschläge für eine 14-tägige Reise

Wir haben diese Reise im Sommer 2017 unternommen und empfanden sie als sehr entspannend, da die Entfernungen relativ gering sind.

An- Abreise: Dünkirchen – Dover – Dünkirchen mit DFDS

Hastings, Reise von ca. 55 Meilen (3 Übernachtungen)

Nachdem wir jahrelang immer nur durch Hastings durchgefahren sind, wollten wir uns die Stadt und das Umland jetzt einmal genauer ansehen. Gute Idee!

Hastings ist eines der alten Seebäder und unterlag viele Jahre dem morbiden Charme des Verfalls. In den letzten Jahren ist allerdings sehr viel gemacht worden und uns kam Hastings als modern und sehr quirlig vor. Gewohnt haben wir im Summerfieldshouse, einem sehr gemütlichen B&B in der Oberstadt zwischen Hastings und St Leonards, ruhig gelegen und wir konnten alles zu Fuß erreichen, wenn der Weg zurück auch heftig bergauf ging.

Hastings hat eine ewig lange Strandpromenade und einen schönen Kiesstrand. Die Altstadt ist gut erhalten, mit vielen kleinen Geschäften, Pubs und Restaurants. Wenn man die Altstadt durchquert und weiter am Hafen entlang schlendert, kommt man zu einem alten Schrägaufzug, der einen bequem auf die Klippen bringt. Von hier aus gibt es schöne Wanderungen den Coast Path entlang. Der Blick über die Stadt ist herrlich:

Hastings Panorama, Toller Ausblick

In der Nähe:

Battle, 1066 Country: Hier gibt es ein großes Freilichtmuseum zur Schlacht von Hastings, in der der Normanne Wilhelm der Eroberer die Angelsachsen unter König Harald II besiegte. Auf dem alten Schlachtfeld gibt es verschiedene Punkte, an denen man sich per Audioguide die Entwicklung und Strategie der Schlacht anhören kann. Des weiteren kann man in den Ruinen der Abbey herumwandern und sich die Ausstellung im Gatehouse oder den Walled Garden ansehen.

Park, Museum, Battle
Abbey Ruins

Longman of Wilmington: Auf dem Rückweg von Battle empfiehlt sich ein Abstecher in die South Downs. Es ist bis heute nicht geklärt, wer, wann und warum diese Steinzeichnung gemacht hat.

Der Weg dorthin ist nicht allzu gut ausgeschildert; wir haben mehrfach gedacht, wir hätten uns verfahren, vor allem, als die Straße auf eine Art Feldweg abbog. Es gibt dann auch keine weitere Beschilderung, Augen nach links und aufpassen, sonst fährt man vorbei. Wie so oft in England liegen historische Denkmäler mehr oder weniger „in der Gegend rum“.

Historische Steinzeichnung in den South Downs
Longman of Wilmington

Isle of Wight, ca. 100 Meilen (7 Übernachtungen)

Wie der Name schon sagt, ist die Isle of Wight eine Insel und auf der Reise nur mit der Fähre zu erreichen. Als einzige Fährgesellschaft ist der Wightlink hier alternativlos, und das spiegelt sich in den Preisen wider. Wir haben für die kurze Überfahrt (ca. 45 Minuten) 164,00 GBP bezahlt, was, im Vergleich zu 124,00 € von Frankreich nach England, horrend erscheint.

Es gibt verschiedene Reise-Routen, wir haben von Portsmouth nach Fishbourne übergesetzt. Das Gunwharf Terminal in Portsmouth ist nicht besonders groß aber gut ausgeschildert. Tickets gibt es vorab online oder vor Ort.
Die Isle of Wight wird von vielen als England in Miniatur bezeichnet. Es gibt lange flache Sandstrände im Osten und hohe Klippen im Westen, das Inland erinnert an Sussex oder Kent.

Wir haben über Classic Cottages eine Ferienwohnung in Ventnor, ganz im Süden der Insel gebucht. St. Joseph war ohne jeden Zweifel, die schönste Ferienwohnung, in der wir jemals waren: Ausstattung, Sauberkeit, Lage, Blick – alles top.

wohnen im cottage
Ferienwohnung St Joseph in Ventnor
Bed and Breakfast nah bei Ventnor, GB Süden

Ventnor ist ein traditionelles kleines Seebad, das für sein Mikroklima, den botanischen Garten und die quirlige Kunst- und Kulturszene berühmt ist.

Zum Strand und zum kleinen Hafen geht es (wiedermal) einen steilen Berg runter und hier findet man auch eine Reihe von Pubs, Restaurants und Cafes. Der beliebteste Pub ist „The Spyglass Inn“, die Einrichtung ist urig und die Lage direkt am Wasser sehr romantisch. Wir fanden den Pub aber sehr überlaufen und extrem touristisch.

Ausgehen, The Spyglass-Inn in Ventnor
Pub – The Spyglass Inn

Unsere Empfehlung für ein fantastisches Dinner ist das Royal Hotel. Wir waren erst etwas von der Exklusivität des Hauses und der Gärten eingeschüchtert aber das Essen ist wirklich hervorragend und der Service super. Wir fanden die Preise angemessen und nicht teurer als in anderen Restaurants in Ventnor. Ich hatte als Geburtstagsüberraschung für meinen Freund einen Tisch bestellt und das Team hat alles getan, dass wir uns sehr wohl fühlten, inklusive Geburtstagsüberraschung.

Das Bild zeigt das Royal Hotel in Ventnor, Isle of Wight
Royal Hotel
Happy Birthday Teller
Happy Birthday

In der Nähe:

Shanklin: Der Nachbarort von Ventnor hat eine hübsche Altstadt und einen langen Sandstrand, der Shanklin besonders bei Familien zu einem beliebten Urlaubsziel ihrer Reise macht. Der Küstenwanderweg führt vorbei an halbverfallenen Kapellen und verwilderten Friedhöfen, durch viel Grün und immer wieder wunderbaren Meerblicken.

malerisch, Shanklin
Kapelle auf dem Weg nach Shanklin

Am Ortseingang ist die Shanklin Chine Gorge sehenswert. Die Gorge ist eine Art sehr schmaler und tiefer Canyon, Wasserfälle stürzen durch eine außergewöhnliche Flora und Fauna in Kaskaden Richtung Meer. Da der Eingang zur Gorge von der Seeseite kaum einsehbar ist, wurde sie früher regelmäßig von Schmugglern benutzt. Der Eintritt kostet ca. 7 GBP, lohnt sich aber.

sattes grün mit kleinem Wasserfall
Shanklin Chine Gorge

Aus der Gorge kommend, befindet man sich am Strand und bald an der Promenade mit einem großen Angebot an Cafes, Restaurants, etc. Die steilen Klippen hinauf zur Oberstadt gibt es einen Aufzug, denn wir gerne benutzt haben. Wenn man für den Rückweg zu müde ist, kann man aus der Altstadt den Bus zurück nach Ventnor nehmen.

St Lawrence: Von Ventnor aus nach Osten kommt man üben den Coast Path nach St Lawrence. Hier gibt es wenig zu sehen, der Ort hat noch nicht mal einen Pub. In der kleinen Kirche stehen jedoch Wasser und Cookies für müde Wanderer umsonst zur Verfügung, was wir ganz reizend fanden. Hier ist der Weg das Ziel.

Twenty's Plenty Verkehrsschild
Immer schön langsam

Osborne House, die Sommerresidenz von Queen Victoria und Prince Albert ist wohl die berühmteste Sehenswürdigkeit auf Wight. Wer den Film „Victoria und Abdul“ (2017) mit Judy Dench gesehen hat, bekommt hier das große Aha-Erlebnis: alle Originalschauplätze können auf der Reise besichtigt werden und das sollte man auch tun. Insbesondere das indische Zimmer ist wirklich außergewöhnlich und von einer ganz eigenen Atmosphäre. Neben dem Haupthaus umfasst der Eintritt von 15 GBP auch die Gärten und das Bootshaus am Strand. Hier sei noch einmal auf den Heritage Pass verwiesen, den ich schon bei zu Anfang erwähnt habe. Mit Pass ist der Eintritt frei.

berühmteste Sehenswürdigkeit auf Wight, Osborne House
Queen Victoria’s Osborne House

Wenn Osborne House die größte historische Sehenswürdigkeit einer Reise auf Wight ist, sind die Needles der landschaftliche Höhepunkt. Die Needles Landmark Attraction ist ein kleiner Vergnügungspark; die Hauptattraktion ist ein Sessellift, der zum Strand hinunterführt. Hier hat man einen mehr oder weniger guten Blick auf die Needles selbst, eine Gruppe kleiner Felseninseln aus Kreide. Eine echte Touristenfalle und für jeden Skifahrer ist eine Fahrt im Sessellift nun wirklich nichts Spektakuläres.

Fahrt mit einem Sessellift
Mit dem Sessellift steil nach unten

Aber – wandert man vom Parkplatz aus über die Klippen Richtung Alum Bay wird man mit den wunderbarsten Ausblicken verwöhnt! Der Weg führt bis zur alten und neuen Batterie, in denen mal herumwandern kann. Die „Old Battery“ wurde 1860 zur Verteidigung gegen Angriffe von Frankreich gebaut, die „New Battery“ diente im zweiten Weltkrieg als Abwehr deutscher Angriffe und hier wurden auch (relativ erfolglos) unter strengsten Sicherheitsmaßnahmen Weltraumraketen getestet. Das Beste aber ist ein freier Blick auf die Needles ohne Touristenmassen und Eintrittspreise.

The Needles
Ausflug The Needles

Auf der Reise zurück empfiehlt sich ein Halt bei „Isle of Wight Pearl“. Eine Riesenauswahl an Perlenschmuck in allen Farben und Preisklassen mit Designstudios und vielen Informationen. Es gibt auch einen netten Tearoom mit weitem Blick über das Meer.

Portsmouth, ca. 10 Meilen (3 Übernachtungen)

Wieder zurück mit der Fähre in Portsmouth dachten wir, dann bleiben wir einfach mal da. Unsere Unterkunft war die St Margret’s Lodge im Stadtteil Southsea. Ich hatte erst spät nach einer Unterkunft in Portsmouth gesucht, da ich mit einem riesigen Angebot gerechnet hatte. Weit gefehlt, es war richtig schwierig, hier etwas Passendes zu finden. Nur wenige B&Bs bieten kostenfreies Parken und das kann in England teuer werden!

Unser B and B
St. Margret’s Lodge, Portsmouth

Southsea selbst ist bei Studenten sehr beliebt und die kleine „Ausgehmeile“ wird, besonders am Wochenende, echt voll. Von hier aus kann man am Southsea Castle vorbei bis ins Stadtzentrum laufen oder man nimmt den Bus.

In und um Portsmouth gibt es so viel so sehen und zu erleben, dass man auch zwei Wochen bleiben könnte. Hier eine Auswahl:
Spinnacker Tower im neuen Hafen ist ein 170m hoher Aussichtsturm in der Form eines Spinnackers. Hier hat man einen tollen Blick über die Stadt. Der Turm liegt in Gunwharf Quays, einem modern umgestalteten Teil des Hafens mit vielen Cocktail Bars, Geschäften etc. Sehr schick!

Historischer Hafen: Der Wahnsinn – muss man gesehen haben. Ein Tagesticket für 25 GBP ist sicher nicht günstig aber jeden Penny wert. Auch wenn man sich nicht für Schiffe interessiert, es ist schon unglaublich wie authentisch der Nachbau der HMS Victory, Lord Nelsons Flaggschiff bei Trafalgar, gelungen ist.

Lord Nelsons Flagschiff bei Trafalgar
Lord Nelsons Flagschiff

Mindestens genauso beindruckend ist die HMS Warrior von 1863. Bei einem Rundgang über das Schiff kann man erleben, auf welch engem Raum die Seeleute/Soldaten damals lebten und arbeiteten.
Aber das Highlight für mich, als Tudor Fan, ist das Mary Rose Museum. Das Lieblingsschiff Heinrich XIII, 1545 bei der Schlacht im Solent gesunken, wurde erst 1982 geborgen und die Überreste liebevoll wieder zusammengesetzt. Um einen besseren Eindruck zu bekommen und dem ganzen Leben einzuhauchen, werden Lichteffekte, Hologramme, Geräusche und Gerüche verwendet. Das Museum selbst wurde erst später um das Schiff herum gebaut.

Lord Nelson
HMS Warrior, unter Deck

Des Weiteren gibt es noch Hafenrundfahrten, jede Menge Museen und vieles mehr. Auch wenn man schon früh unterwegs ist, man kann es an einem Tag nicht schaffen. Plant lange Warteschlangen ein, der Historic Harbour ist sehr beliebt.

Stadtmauer und alter Hafen: Wenn man der Stadtmauer folgt, am runden Turm vorbei kommt man nach Old Portsmouth. Ich empfehle dringend einen Besuch im „Dolphin“, einem der ältesten Pubs in Portsmouth (1716 gebaut). Angeblich hat schon Lord Nelson hier getrunken. Auf jedem Fall hat er ein Fenster signiert. Da der Pub direkt am Fährhafen liegt, kommt es einem vor, als würden die ablegenden Fähren direkt in ihn hineinfahren.

vorbeifahrendes Schiff aus dem Pub gesehen
ooops

Wir haben Portsmouth geliebt und wären gerne länger geblieben.

Broadstairs, ca. 150 Meilen, 2 Übernachtungen

Auf dem Rückweg suchen wir immer eine Übernachtungsmöglichkeit in der Nähe von Dover. Nichts ist schlimmer, als nach einem erholsamen Urlaub in Stress zu geraten, die Fähre zu verpassen. Wenn man nur 30 Minuten Fahrzeit zum Fährterminal hat, kann man morgens noch ausschlafen und dann ganz entspannt losfahren. So hat man auf der Fahrt zum letzten Stopp auch noch die Möglichkeit, sich etwas auf dem Weg anzusehen.

In unserem Fall Down House, das Haus in dem Charles Darwin bis zu seinem Tod wohnte. Das Haus, jetzt ein kleines Museum, ist eingerichtet als hätte Darwin es vor 10 Minuten verlassen. Es sind viele Artefakte seiner Reise mit der Beagle ausgestellt und man erfährt einiges aus seinem privaten Leben. Man kann schön durch die Gärten und Gewächshäuser spazieren und muss unbedingt Darwins Honig kaufen, lecker! Alles ist sehr persönlich und es verirren sich nur wenige Besucher dorthin, was wahrscheinlich auch den intimen Charakter ausmacht.

Unterkunft bei Broadchurch
Charles Darwin’s Haus

Broadstairs selbst ist nichts Besonderes, unser B&B hingegen schon: eine ganz liebe Familie und ein schönes Zimmer mit Balkon zum Meer.

Blumen bei Broadstairs
The Devonhurst

Ich kann nur davon abraten, den hochgelobten Italiener im Ort zu besuchen. Wir haben ewig auf unser Essen gewartet, während alle anderen (einheimischen) Gäste bedient wurden. Der Kellner so unfreundlich, dass wir überlegt haben zu gehen.

In der Nähe:

Margate liegt neben Broadstairs und kann über den Coastpath erlaufen werden. Der Charme des exklusiven Seebads ist zwar leider vergangen, aber man merkt, dass hier viel getan wird, um mehr Touristen anzulocken.

Einen Ausflug wert, Wanderung bei Margate
Margate Coastpath

Auf Empfehlung eines netten Ehepaars aus unserer Pension haben wir uns auf den Weg zur Shell Grotto gemacht. Es war schwierig, die kleine Nebenstraße und das unscheinbare Haus zu finden und von den Einwohnern hatte auch noch keiner davon gehört. Daher war unsere Erwartungshaltung auch recht gering. Zum Glück haben wir nicht aufgeben, sonst hätten wir wirklich etwas verpasst: die komplett mit Muscheln ausgekleideten unterirdischen Gänge und die Krypta schienen aus einem Fantasyfilm zu kommen. So etwas Mysteriöses habe ich noch nie gesehen und bis heute weiß keiner, wer diese Gänge angelegt hat und wann.

schwer zu finden - die Shell Grotto
Shell Grotto

Wenn ihr mit dem Bus zurückfahrt, auf jedem Fall einmal in den Süßigkeitsladen gehen und eine gemischte Tüte bei Claire kaufen!

Sweets bei Claire
Claires Bonbon Laden

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